Leistenbrüche
Der Leistenbruch, auch Leistenhernie oder Inguinalhernie genannt, ist die häufigste Hernienform. Er macht ca. 75 – 80% aller Bauchdeckenbrüche aus. Er entwickelt sich entlang des Leistenkanals, der schräg durch die Bauchdecke verläuft.
Beim Mann kanalisiert der Leistenkanal die Samenstrangstrukturen wie Samenleiter, Hodengefäße und Nerven und entsteht dadurch, dass in der Embryonalentwicklung die Hoden im Bauchraum angelegt werden und dann in den Hodensack „wandern“. Bei der Frau befindet sich im Leistenkanal das Halteband der Gebärmutter.
Aufgrund dieser anatomischen Unterschiede sind Männer von einem Leistenbruch deutlich häufiger betroffen als Frauen (Verhältnis ca. 9:1).
Bei symptomlosen Brüchen ist auch ein abwartendes Verhalten alternativ gerechtfertig, kommt es aber zum Auftreten von Schmerzen, sollte ein Leistenbruch operiert werden.
Operationsverfahren
Es gibt prinzipiell drei verschiedene Operationsverfahren:
- die minimal-invasive Technik mit Einbringen eines Kunststoffnetzes (TEPP, TAP)
- die offene Technik mit Einbringen eines Kunststoffnetzes (OP nach Lichtenstein)
- die offene Technik nur mit Naht (OP nach Shouldice)
TEP (total extraperitoneale Patch Plastik)
Es handelt sich um eine endoskopische Operationsmethode, wobei lediglich 3 kleine (0,5-1cm) Inzisionen notwendig sind. Hierüber erfolgt die Spiegelung, wobei der Operateur eine Kamera und Instrumente in den präperitonealen Raum einführt (so genannte Schlüssellochchirurgie/Minimal Invasive Chirurgie). Das Bauchfell wird von innen abgeschoben und der Defekt in der Leiste (Bruchpforte) mit einem Kunststoffnetz sicher abgedeckt. Die Implantation eines Kunststoffnetzes ist in diesem Fall obligat.
Diese Methode hat sich als Standardmethode etabliert und die Komplikationsrate ist als gering zu bezeichnen.
Besonderen Vorteil hat die Schlüssellochchirurgie für die Versorgung von beidseitigen Leistenbrüchen, da es hierfür keiner zusätzlichen Hautschnitte bedarf und beide Seiten in einer Operation versorgt werden können. Zudem wird durch die Netzabdeckung auch die sog. „Schenkelpforte“ mit erfasst.
Der Eingriff wird im Regelfall unter stationären Bedingungen angeboten. Normalerweise erfolgt die Entlassung 2 Tage nach der Operation.
Aus operationstechnischen Gründen ist eine Vollnarkose notwendig. Der Eingriff dauert durchschnittlich ca. 45min. Nach der Operation besteht theoretisch eine voll belastbare Rekonstruktion der Leiste. Wir empfehlen dem Patienten zunächst eine körperliche Schonung für die Zeit der Wundheilung (ca. 8-10 Tage post-operativ). Die Einnahme von Schmerzmedikamenten nach der Entlassung ist meist nicht notwendig. Nach ca. 2 Wochen kann dann in der Regel der Beruf bzw. die sportlichen Aktivitäten wieder uneingeschränkt aufgenommen werden. Bezüglich eines Rezidives (erneuter Bruch) bietet dieses Verfahren die beste Prognose (Rezidiv-Risiko ca. 1,5%)
OP nach Lichtenstein
Es handelt sich um ein altbewährtes offenes Standardverfahren in der Leistenhernienchirurgie Aktuell ist es die am häufigsten angewandte Operationsmethode in der offenen Leistenhernienchirurgie.
Das Prinzip beruht auf der Verstärkung der Leistenhinterwand durch Implantation eines Kunststoffnetzes. Die Reparation erfolgt über einen ca. 7cm langen Schnitt über der entsprechenden Seite. Der Eingriff kann bei jungen gesunden Patienten ambulant durchgeführt werden. Sollten schwerwiegende Vorerkrankungen oder Probleme bezüglich der post-operativen Versorgung vorliegen, kann der Eingriff auch stationär erfolgen.
Postoperativ empfehlen wir dem Patienten zunächst eine körperliche Schonung für die Zeit der Wundheilung (ca. 10 Tage post-operativ). Anschließend kann der Patient schmerzadaptiert die Belastung steigern. Die Einnahme von Schmerzmedikamenten ist meist nur die ersten 2-3 Tage notwendig.
Nach ca. 2 Wochen kann dann in der Regel der Beruf bzw. die sportlichen Aktivitäten wieder uneingeschränkt aufgenommen werden.
OP nach Shouldice
Das Prinzip beruht auf einer Nahttechnik mit Doppelung der für die Stabilität besonders wichtigen Leistenhinterwand und verzichtet auf den Einsatz von Kunststoffnetzen. Der Zugangsweg ist ebenfalls wie bei der Lichtensteintechnik ein kleiner Leistenschnitt.
Die Indikation zur OP nach Shouldice besteht besonders bei jüngeren Patienten.
Der Eingriff kann in der Regel ambulant durchgeführt werden. Sollten schwerwiegende Vorerkrankungen oder Probleme bezüglich der post-operativen Versorgung vorliegen, kann der Eingriff auch stationär erfolgen.
Postoperativ empfehlen wir empfehlen dem Patienten zunächst eine körperliche Schonung für ca. 2 Wochen, dann können in der Regel der Beruf bzw. die sportlichen Aktivitäten wieder uneingeschränkt aufgenommen werden.
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